1. Mai in Dresden – Internationale Solidarität

Für unser jährliches 1. Mai Event in Dresden haben wir zwei Redebeiträge zum Thema Solidarität mit der Ukraine und Internationalismus geschrieben.
Vielen Dank an alle, die an den Veranstaltungen teilgenommen haben.
Wir hatten eine tolle Demonstration und eine Kundgebung mit Redebeiträgen, Infotischen und leckerem veganen Kuchen.
Danke an alle, die beim Organisieren geholfen haben.
Solidarität mit allen Unterdrückten und Betroffenen von Ausbeutung und Krieg.
Im Gedenken an die Gefallenen im Kampf für Befreiung und Gleichheit!


Solidarität mit den Menschen in der Ukraine – Im Gedenken an unsere Gefährt*innen!

Mit dem Einmarsch der russischen Armee wurden alle Träume durch eine Wand der Gewalt zerschmettert. Brutale und stumpfe Gewalt, die Menschen vor laufenden Kameras foltert und hinrichtet und dann Videos davon in sozialen Netzwerken veröffentlicht.

Als ISIS durch Syrien und den Irak marschierte, verstand und verurteilte jeder die Gewalt der rechtsextremen Islamist*innen. Doch ein Jahr und drei Monate nach der umfassenden Invasion in der Ukraine gibt es immer noch viele Menschen, die behaupten, das Regime von Putin zu unterstützen. Ein Regime, dessen Söldner Menschen mit Vorschlaghämmern umbringen und gefangenen Soldaten die Köpfe abschlagen. Wie viel Gewalt und Blut sollte die Straßen überfluten, damit die Menschen im Westen endlich begreifen, dass der russische Staat ein Monster ist, das zerstört werden muss. Nicht verhandelt oder zugestimmt, sondern zerstört, ohne die Möglichkeit einer Wiederherstellung. Nicht der illusorische Frieden, zu dem einige aus der Rechten und der Linken aufrufen. Könnt ihr euch vorstellen, dass jemand zum Frieden mit ISIS aufruft?

Es wird keinen Frieden geben, egal wie sehr er gewünscht wird. Ja, es könnte eine kurze Pause zwischen den Kriegen geben, aber wenn Russland heute nicht gestoppt wird, wird es seinen imperialen Marsch durch die Länder der ehemaligen UdSSR fortsetzen. Also nein, als Anarchist*innen sollten wir nicht für Friedensabkommen oder anderen Blödsinn agitieren. Wir sollten dazu aufrufen, die ukrainische Bevölkerung bis an die Zähne zu bewaffnen, damit aus jedem Fenster oder jeder Tür Tausende von Kugeln gegen die Besatzer und ihre Kollaborateur*innen abgefeuert werden. Wenn viele im Westen nicht dazu bereit sind, für die Freiheit zu kämpfen – dann soll es so sein, aber zumindest die Menschen zu unterstützen, die bereit sind, es zu tun, ist eine Pflicht, die auf den Schultern aller in der so genannten ersten Welt liegt.

PAUSE

Ich möchte euch eine Geschichte eines sehr tapferen Menschen erzählen. Viele kannten ihn als Leshiy, einige von euch haben ihn in den letzten Tagen durch die Nachrichten als Dmitry Petrov kennengelernt, ein Anarchist aus Russland, der sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht hat, den russischen Staat auf die eine oder andere Weise zu bekämpfen. Ein wahrer Revolutionär, der an die Menschen in Russland glaubte, selbst als die meisten von uns schon aufgegeben hatten. Mit den ersten Kriegstagen nahm er die Waffe in die Hand und kämpfte gegen die russische Armee, wohl wissend, dass er sterben kann. Er war weder sehr sportlich noch hatte er außergewöhnliche militärische Fähigkeiten, aber trotz alledem entschied er sich zu kämpfen. Selbst als einige unserer eigenen Gefährt*innen im Westen ihn als Unterstützer des faschistischen Staates bezeichneten oder ihm sagten, dass dies kein Anarchismus sei. Leshiy glaubte an den Anarchismus bis zum Tag seines Todes. Zusammen mit zwei anderen Gefährten, die ihn begleiteten, sollten sie den Anfang einer neuen antiautoritären Einheit bilden, die es nun wahrscheinlich nie mehr geben wird. Leshiy starb zusammen mit zwei anderen Gefährten, Finbar Cafferkey aus Irland und Andrew Cooper aus den USA, die sich ebenfalls dem Kampf gegen Russland anschlossen, weil sie fest an das Recht der Menschen in der Ukraine auf Selbstverteidigung gegen Russland glaubten.

Wenn ihr das nächste Mal über den Krieg in der Ukraine sprecht, möchte ich, dass ihr euch an die Gefährt*innen erinnert, die ihr Leben gaben, um für eine bessere Welt zu kämpfen und sie politisch zu organisieren, selbst in den letzten Momenten ihres Lebens.

In diesem Sinne möchte ich euch an diesem 1. Mai daran erinnern, dass unser Kampf nicht aufhören wird, selbst wenn das russische Imperium in der Ukraine oder an einem anderen Ort auf diesem Planeten fällt. Unser Kampf für die Freiheit geht über die Grenzen, Nationen und Staaten hinaus. Es spielt keine Rolle, welche Sprache die Menschen sprechen oder welche Hautfarbe sie haben, wir als Anarchist*innen werden immer auf der Seite der Unterdrückten gegen die Unterdrücker stehen. Und wenn die Bedingungen es erfordern, werden die Anarchist*innen zu den Waffen greifen, so wie es die Generationen vor uns getan haben und wie es die Gefährt*innen gerade jetzt in der Ukraine, in Rojava und an anderen Orten auf diesem Planeten tun.

Wir werden erst frei sein, wenn alle frei sind!


Internationale Solidarität statt billiges Gas!

Viele Linke haben in den letzten Jahren bemerkt, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für den Durchschnittsbürger in Deutschland immer schlechter werden. Es wurden einige Versuche unternommen, Proteste gegen die Inflation und die Ausnutzung der Krise durch die großen kapitalistischen Akteur*innen zu organisieren. Leider starben diese Proteste ziemlich schnell, so dass weder in Dresden noch in den meisten anderen Großstädten in Deutschland etwas passiert ist.

Dennoch möchten wir heute ein wenig über aktuelle Diskussionen in der deutschen Linken über die Krise sprechen. Es scheint so, als ob die internationale Politik für die Linken, die versuchen, gegen den Kapitalismus vorzugehen, wenig bis gar keine Rolle spielt. Einige machen den Krieg in der Ukraine für die aktuellen wirtschaftlichen Probleme verantwortlich (und einige geben sogar den Ukrainer*innen die Schuld, die nicht aufgeben sondern weiterkämpfen wollen).
Aber im Allgemeinen scheint es so, als wäre die Krise aus dem Nichts gekommen.
Der Plan ist, wieder dorthin zurückzukehren, wo wir vorher waren.
Das schaffen wir mit ein wenig sozialer Unterstützung durch den Staat, um diese schweren Zeiten zu überstehen.

Nun, offensichtlich hat die Sozialdemokratie einen starken Einfluss auf viele linke Aktivist*innen, die sich nicht mehr vorstellen können, dass irgendetwas ohne den Staat passiert.
In dieser Situation ist es so, als würden wir gegen eine Wand reden, wenn wir über revolutionäre Politik oder den Rauswurf von politischen Parteien, die für die Krise verantwortlich sind, sprechen. Eine 15 Meter dicke Betonmauer.
Und es wird noch komplizierter, wenn in diesen Protesten deutlich wird, dass viele deutsche Linke sich nicht als Teil einer globalen Familie der Arbeiter*innen sehen, sondern erstmal als Deutsche.

Im letzten Jahr wurden wenig bis gar keine Anstrengungen unternommen, sich zum Beispiel international mit Gefährt*innen zu organisieren, um eine gemeinsame revolutionäre Perspektive für die Krise zu entwickeln oder sich zumindest auf die Gründe der Krise zu einigen.

In dem Zusammenhang wird auch klar, das sich auch keine Mühe gegeben zu verstehen, was die Forderungen nach billigem Gas oder Öl für die Menschen außerhalb Deutschlands bedeuten.

Es gab einige bescheidene Stimmen, die sagten, dass das, was jetzt in der Ukraine und in der Wirtschaft passiert, das Ergebnis einer langjährigen Liebesgeschichte zwischen der so genannten ersten Welt und autoritären Regimen um ihre Ressourcen ist.

Die Abhängigkeit von Öl, Gas und anderen Rohstoffen bedroht nicht nur die Freiheiten der Menschen, die in den autoritären Regimen oder von diesen überfallenen Gebieten leben müssen. Sie bedroht auch die Freiheiten der Menschen im Westen, die zu lange in der Bequemlichkeit ihrer Festung verbracht haben. Die Menschen hier sind bereit jede*n zu verkaufen für einen weiteren Tag Frieden. Dabei geben sie die eigene Freiheit auf an kapitalistische Interessen und autoritäre Politik.

Aber wenn wir uns als Anarchist*innen verstehen, die nach einer freien und gerechten Zukunft streben dann müssen wir dieses bequeme Kreuzfahrtschiff der ersten Welt verlassen. Wir müssen raus aus unseren Komfortzonen und tatsächlich anfangen zu kämpfen. Und dabei meine ich nicht kämpfen mit Verbündeten der sogenannten Realpolitik, sondern mit Gefährt*innen in Polen, Tschechien, der Ukraine, Myanmar, Hongkong, dem Iran und vielen anderen Orten.

Orte an denen es im Kampf für Freiheit nicht um Entscheidungen innerhalb der kapitalistischen Welt geht, sondern um den Kampf für eine völlig andere Gesellschaft.

Wir müssen den Staat und unser Streben nach einem bequemen Leben zugunsten eines wahren Internationalismus aufgeben. Ein Internationalismus, der keine Grenzen kennt und nicht für die Aufrechterhaltung der Privilegien einiger weniger, sondern für die Freiheiten aller steht.

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