Aufruf zur finanziellen Unterstützung des Solidaritätsfonds für Gefangene und verfolgte Kämpfer:innen in Griechenland

Grundlegendes Ziel der Struktur stellt die Absicherung eines würdevollen Lebens für die gefangenen Gefährt:innen durch ein Verfahren der Bewegung dar, das die materielle Dimension derSolidarität einen Schritt über die engen familiären, freundschaftlichen, politischen Beziehungenhinaus bringt, sowie der Beistand zur sofortigen Deckung besonderer Ausgaben (Gerichtskostenund Kaution). Darüber hinaus gehören zu den Prioritäten der Menschen, aus denen die Strukturbesteht, die tatsächlichen Solidaritätsbewegungen, die Bildung von Brücken der Kommunikationderer drinnen mit denen draußen und die Entfachung gesellschaftlicher Kämpfe innerhalb undaußerhalb der Mauern.

In der Situation die wir momentan durchlaufen, speziell aufgrund derneuen Tatsache der Ausbreitung des Virus‘ und der einschränkenden Maßnahmen, die der Staat ausdiesem Anlass implementiert hat, ist die Sicherung der Mittel zur materiellen Unterstützung derer, die innerhalb der Mauern sitzen, nochmal extra schwierig. Vielleicht schwieriger als je zuvor.

Die Parole „Niemand alleine inden Händen des Staates“ wird in diesen Tagen notwendiger und offenkundiger denn je. Wir rufeneuch dazu auf, diese noch einmal in der Praxis zu verteidigen. Die praktische Solidarität wirdwieder einmal unsere Waffe sein.

Über

Der Solidaritätsfonds für Gefangene und verfolgte Kämpfer:innen wurde 2010 gegründet, in einerSituation, in der einerseits die harte kapitalistische Neustrukturierung durch die Finanzkrise angeschoben wurde, und sich andererseits die radikale Bewegung mit den jüngsten Erfahrungen des gesellschaftlichen Ausbruchs im Dezember 2008 in seiner Blüte befand. Unter diesen Umständen war die Unterdrückung nochmal heftiger, mit dem Ergebnis eines immer höheren Anstiegs der Zahl politischer Gefangener. In genau diesem Rahmen fand sich der Solidaritätsfonds zusammen, dessen erstes Ziel die konsequente und kontinuierliche Unterstützung derer war, die wegen ihrer subversiven Aktionen oder ihrer Teilnahme an gesellschaftlichen Kämpfen verfolgt oder inhaftiert werden.

Grundlegendes Ziel der Struktur stellt die Absicherung eines würdevollen Lebens für die gefangenen Gefährt:innen durch ein Verfahren der Bewegung dar, das die materielle Dimension der Solidarität einen Schritt über die engen familiären, freundschaftlichen, politischen Beziehungenhinaus bringt, sowie der Beistand zur sofortigen Deckung besonderer Ausgaben (Gerichtskostenund Kaution). Darüber hinaus gehören zu den Prioritäten der Menschen, aus denen die Strukturbesteht, die tatsächlichen Solidaritätsbewegungen, die Bildung von Brücken der Kommunikationderer drinnen mit denen draußen und die Entfachung gesellschaftlicher Kämpfe innerhalb undaußerhalb der Mauern.

Von 2010 bis heute versucht der Fonds, eine konsequente und kontinuierliche politische, moralische und materielle Unterstützung für die Sammlung von Geldern aufzubauen, die primär herrührt ausder persönlichen, bewussten Teilnahme jeder:s Einzelnen von uns, aber auch aus Gruppen und Kollektiven, indem diese zur Fortsetzung der praktischen Solidarität beitragen. Dennoch resultiertaus der andauernden staatlichen Unterdrückung eine große Anzahl politischer Gefangener und Gerichtskosten, und im weiteren Sinn der gestiegene materielle Bedarf. Momentan unterstützt der Fonds auf monatlicher Basis 24 Gefangene: Athanasopoulou Konstantina, Valavani Dimitra,Jantzoulou Konstantino, Dimitraki Janni, Koufontina Dimitri, Kostari Irakli, Michailidi Janni, XiroSavva, Petrakako Jorgo, Sakka Kosta, Seïsidi Mario, Stathopoulou Vaggeli, Christodoulou Spyro und 11 türkische und kurdische Kämpfer (Harika Kızılkaya, Hazal Seçer, Sinan Oktay Özen, Sinan Çam, Ali Ercan Gökoğlu, Burak Ağarmış, Halil Demir, Hasan Kaya, Anıl Sayar, İsmail Zat, Şadi Naci Özpolat). Außerdem versuchen wir in vielen Fällen im Rahmen derMöglichkeiten Gerichtskosten und Kautionen von Gefährt:innen zu decken, die aufgrund ihrer politischen Identität, ihrer Aktionen oder sogar wegen verwandtschaftlicher/politischerBeziehungen verfolgt werden, die sie zu inhaftierten Kämpfer:innen haben.

Innerhalb dieser 10 Jahre in denen wir aktiv sind, haben wir uns an Gefährt:innen, Treffpunkte und Kollektive gewandt, weil die Absicherung der finanziellen Mittel immer ein schwieriges Unterfangen darstellte. Die Solidarität und Teilnahme der Gefährt:innen sowohl aus Griechenland, als auch aus anderen Ländern, ist der wesentliche Grund, aus dem wir kontinuierlich Seite an Seite mit den Gefangenen stehen. In der Situation die wir momentan durchlaufen, speziell aufgrund derneuen Tatsache der Ausbreitung des Virus‘ und der einschränkenden Maßnahmen, die der Staat aus diesem Anlass implementiert hat, ist die Sicherung der Mittel zur materiellen Unterstützung derer, die innerhalb der Mauern sitzen, nochmal extra schwierig. Vielleicht schwieriger als je zuvor. Etwas, dass leider zu den ohnehin schon schwierigen Momenten, mit denen die Gefährt:innen innerhalb der Mauern konfrontiert sind, sowie darüber hinaus auch alle anderen Gefängnisinsassen, hinzukommt. Und das ist der Grund, aus dem wir uns wieder an alle Gefährt:innen wenden.

Die Überbelegung der griechischen Gefängnisse mit dem erzwungenen Gedränge der Gefangenen in Zellen und Kammern die an menschliche Bienenkörbe erinnern, die unzulängliche – und in einigen Fällen – nicht vorhandene medizinische Versorgung, die nicht-Gewährung der Möglichkeit zum Selbstschutz (Verbot der Versorgung von medizinischem Material, wie Antiseptika), das Einsperren von besonders gefährdeten Gruppen der Bevölkerung (alten und kranken Menschen) schaffen Bedingungen für den Ausbruch einer Pandemie mit deutlich höheren Sterberaten als die in der Gesellschaft draußen. So etwas kann für viele Menschen innerhalb der Gefängnisse einer Todesstrafe gleich kommen. Eine Beunruhigung die einen Dominoeffekt in den Gefängnissen hervorgerufen hat, mit grundlegenden Forderungen nach Verringerung der Belegung und der Einhaltung grundlegender Schutzmaßnahmen für die Gefangenen. Ausgangspunkt der Mobilisierung waren die inhaftierten Frauen von Korydallos und im weiteren Verlauf wurde sie ausgedehnt auf die Gefängnisse in Chania (Kreta), Agios Stefanos (Patras), Larissa, wobei innerhalb dieses Zeitraums ein Text veröffentlicht wurde, mit der Unterzeichnung 856 Gefangener aus allen Flügeln des Männergefängnisses in Korydallos.

In diesem Zustand also folgen der Staat und seine repressiven Mechanismen einem bekannten Weg. Während überhaupt keine wesentlichen Maßnahmen für den Schutz der Gefängnisinsass:innen eingeführt werden, unterbrechen sie ihren Kontakt zur Außenwelt, indem sie den Besuch von Verwandten und Änwält:innen verbieten und sichtbare Repressalien und Vergeltungsmaßnahmen in Brennpunkten des Protests einleiten: Entführungen-Verlegungen von Gefährt:innen/Kämpfer:innen im Fall der Mobilisierung der gefangenen Frauen von Korydallos mit der Entführung zweier weiblicher Gefangener und ihrer Verlegung in die Gefängnisse von Theben unter Quarantäne (eine der beiden ist die politische Gefangene Pola Roupa, Mitglied des Revolutionären Kampfs, während einige Tage später eine gewaltsame Verlegung in den Gefängnissen von Domokos des ebenfallspolitischen Gefangenen und RK-Mitglieds Nikos Maziotis), Entzug des Hofgangs der Gefangenen in den Gefängnissen von Chania, die Invasion von Bullen, Durchsuchungen und Beschädigung von Zellen in den Gefängnissen von Patras. Parallel dazu erstellen sie Anklageschriften gegen Gefährt:innen, die Verfolgungen und Verhaftungen von Kämpfenden weiterführend, mitten unter den allgemeinen Umständen einer Pandemie, an die fortdauernden Prioritäten des Staates erinnernd, im gleichen Moment, in dem ihre Bekanntmachungen zu Maßnahmen der Entzerrung der Belegungvon Gefängnissen eine kleine – in Bezug zur Gesamtzahl – Zahl Gefangener betrifft, nicht mehr als 1500.

Als Fonds, zum bestehenden Zeitpunkt, geben wir unsere Entscheidung bekannt, alle unsere geplanten öffentlichen Aktionen für die nahe Zukunft einzustellen, hingegen aber nicht unsere Solidarität gegenüber den politischen Gefangenen. In dieser schwierigen Situation, die wir durchleben, kommen wir in die schwierige Lage, die vorläufige Verringerung der Mittel, mit denen wir materiell die eingesperrten Gefährt:innen unterstützen, bekannt zu geben, diesbezüglich aber versuchend, ihre konsequente Unterstützung auch im kommenden Zeitraum irgendwie aufrechtzuerhalten.

Gefährt:innen, in Griechenland und im Ausland, der Solidaritätsfonds ist in diesem Moment mit einem ernsthaften existenziellen Problem konfrontiert und mit dem Problem der grundsätzlichen Arbeitsfähigkeit eines seiner Felder, der finanziellen Unterstützung der gefangenen Kämpfer:innen. Seine Unfähigkeit aufgrund der gegenwärtigen Bedingungen dieser Zeit, die Mitteldurch seine öffentlichen Aktionen zu sichern, werden in den Sommermonaten in eine unauswegsame finanzielle Lage führen und die Unterstützung der politischen Gefangenen praktisch unmöglich machen. Die einzige Weise, das zu vermeiden, ist die materialle/finanzielle Unterstützung durch die breite widerständige Bewegung. Durch alle Menschen und alle Kollektive,die die gefangenen Kämpfer:innen als Teil der Welt des Kampfes begreifen, den wir alle – so, wie wir können – gegen die barbarische Welt der Herrschenden führen. Die Parole „Niemand alleine in den Händen des Staates“ wird in diesen Tagen notwendiger und offenkundiger denn je. Wir rufeneuch dazu auf, diese noch einmal in der Praxis zu verteidigen. Die praktische Solidarität wird wieder einmal unsere Waffe sein.

BIS ZUM ABRISS AUCH DES LETZTEN GEFÄNGNISSES

NIEMAND VON UNS IST FREI

SOLIDARITÄT MIT DEN POLITISCHEN GEFANGENEN

Solidaritätsfonds für Gefangene und verfolgte Kämpfer

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