Im Februar 2023 wurde die Waldbesetzung „Heibo bleibt!“ in der Nähe von Dresden geräumt.
Die Ereiginsse vor einem Jahr wollen wir zum Anlass nehmen, um noch einmal Stellung zum Fall von Finn zu beziehen, welcher aktuell immer noch in Leipzig im Knast sitzt.
Wer ist Finn?
Finn bezeichnet sich selbst als Klimaaktivist und Antifaschist und ist ungefährt Mitte 20.
Finn, der im Februar 2023 an der Mahnwache gegen die Heiboräumung geholfen hatte, wurde auf der Landstraße Richtung Ottendorf-Okrilla bei einer Verkehrskontrolle festgenommen, weil ein Haftbefehl (ohne Heibozusammenhang) gegen ihn vorlag, von dem Finn noch nicht mal etwas wusste. Seitdem saß Finn zuerst bis August 2023 in U-Haft in der JVA Leipzig, während er auf seinen Gerichtsprozess vor dem Landgericht Leipzig wartete. Die zugrundeliegenden Vorwürfe gegen Finn, unter anderem Schwere Brandstiftung, hatten keinen Zusammenhang zur Räumung des Heibo.
Am 14.08.2023 wurde Finn vom Landgericht Leipzig zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt, nachdem die Staatsanwaltschaft ingesamt fast 6 Jahre Haft gefordert hatte. Ihm wurde unter anderem zur Last gelegt, mehrfach Gegenstände in Leipziger Hotels angezündet zu haben. Das Gericht beurteilte dies zwar als schwere Brandstiftung, aber ohne den entsprechenden Vorsatz. Stattdessen wäre es laut Gericht nur um Aufmerksamkeit gegangen.
Wie ist die Haftsituation von Finn?
Finn ist seit Mitte Februar 2023 im Knast, erst in U-Haft und dann im normalen Knastvollzug. Nach seiner Festnahme in der Nähe des Heibo saß er für einige Tage in der JVA Görlitz in U-Haft. Später wurde er in die JVA Leipzig mit Krankenhaus, Leinestraße 111, verlegt, in welcher er sich seitdem befindet.
Finn versucht, sich auch im Knast vegan zu ernähren. Das ist nicht einfach, denn es gibt kein veganes Essen in der Kantine. Deshalb versorgt er sich selbst, indem er sich im Knastshop Lebensmittel kauft. Diese Lebensmittel sind aber viel teurer als im normalen Supermarkt, weshalb Finn dafür relativ viel Geld verwenden muss.
Da einmal eine monatliche Einzahlung auf sein Knastkonto etwas später eingetroffen ist, hatte er zu dem Zeitpunkt kein Geld, um sich Lebensmittel im Knastshop kaufen zu können. Da der Einkauf nicht immer getätigt werden kann, sondern immer nur in wöchentlichen Abständen, hatte er für 1 Woche keine Nahrungsmittel, weshalb er eine Woche lang hungern musste. Von den Schließer:innen im Knast wurde ihm angeboten, dass er das nicht-vegane Essen doch auch essen könnte, wenn er so großen Hunger hat.
Auch bekam Finn zuerst seine Medikamente nicht, weswegen es ihm gerade vor einem Jahr zu Haftantritt sehr schlecht ging.
Einen anderen unangenehmen, erniedrigenden Vorfall musste Finn über sich ergehen lassen, als er einmal Besuch von einer Person im Knast bekam. Nach diesem Besuch musste er sich völlig nackt ausziehen und wurde einer Leibesvisitation unterzogen. Diese wurde durchgeführt, da er verdächtigt wurde, dass er von der besuchenden Person Drogen erhalten und in den Knast geschmuggelt haben sollte. An diesem Vorwurf war natürlich nichts dran und die Schließer:innen haben keine Drogen gefunden. Es ist jedoch nicht klar, ob dies nur als Vorwand diente, um Finn in eine besonders entwürdigende Situation zu bringen.
Solche Situationen gehören im Knast leider zum Alltag und zeigen, wie der Umgang der Schließer:innen mit den Gefangenen ist und welche Schikane und Demütigung sie dort immer wieder erfahren.
Wieso unterstützen wir Finn?
Für uns löst der Knast keine Probleme, sondern erschafft sie. Auch wenn wir die Taten, welche Finn begangen hat, nur schwer nachvollziehen können und als solche nicht unterstützen, finden wir es trotzdem wichtig, Finn weiterhin im Knast zu unterstützen.
Knast bedeutet Isolation, Fremdbestimmung, Armut und Gewalt. Knast ist ein Mittel des Staates, sozialen Problemen zu begegnen. Knast soll bestrafen, abschrecken und „resozialisieren“, also die Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorbereiten. Es gibt aber kaum Gelegenheit zur Selbstbestimmung und Gefangene sind vom Rest der Gesellschaft isoliert. Jede:r Dritte landet nach der Freilassung wieder drin. Knast ist ein gewaltvoller und monotoner Ort. Das autoritäre Strafsystem verstärkt Diskriminierung und wirtschaftliche Ausbeutung. Knäste dienen dadurch nicht dem Abbau von gewaltvollem Verhalten von und zwischen Menschen, sondern verstärken es.
Ein solches Umfeld ist für uns nicht der geeignete Ort, an welchem auch Finn einerseits sein Verhalten reflektieren kann und andererseits die ausreichende Unterstützung seitens Freund:innen und weiterer Personen erhält, um einen solchen Prozess zu ermöglichen.
Wie kann Finn unterstützt werden?
Es gilt weiterhin: Lasst Finn nicht alleine, helft mit, die Isolation des Knastalltags zu durchbrechen!
Um das Gefühl der Einsamkeit in Haft zu mindern, freut sich Finn sehr über jeden Brief, der ankommt.
Finn braucht vor allem Geld, um zu telefonieren und für veganes Essen, spendet also gerne an das Konto, mit dem Betreff „Heibo-FreeFinn“ im Verwendungszweck.
Adresse zum Briefschreiben an Finn:
Finn Siebers c/o Scheffel
c/o Justizvollzugsanstalt Leipzig mit Krankenhaus
Leinestraße 111
04279 Leipzig
Spendenkonto für Finn:
Name: „Spenden&Aktionen“
IBAN: „DE29 5139 0000 0092 8818 06“
BIC: „VBMHDE5F“
Betreff: „Heibo-FreeFinn“
Was ist der Heibo?
Im September 2021 wurde der Heibo, ein Waldstück in der Nähe von Dresden, von Aktvist:innen besetzt. Sie stellten sich gegen den Kiesabbau, für welchen das Waldstück gerodet werden sollte und verknüpften ihren Protest mit kapitalismuskritischen Forderungen nach Klimagerechtigkeit und einer Bau- und Mobilitätswende.
Im Februar 2023 wurde die Waldbesetzung „Heibo bleibt!“ von einem großen Polizeiaufgebot gewaltvoll geräumt. Nach der Räumung wurden 7,5 ha Wald für die Erweiterung der Kiesgrube Ottendorf-Okrilla gerodet. Im Nachgang der Räumung kam es zu mehreren Repressionsfällen, welche teilweise aktuell noch andauern.
Informationen zum Heibo, zu Finn und weiteren Repressionsfällen findet ihr auf dem HeiboBlog.
Weitere Gründe gegen den Knast und seine Auswirkungen könnt ihr in 10 Argumente gegen Knast lesen