Wir nähern uns dem zweiten Jahrestag der groß angelegten Invasion des russischen Imperiums in der Ukraine. Hunderttausende von Toten sind der Idee einer „russischen Welt“ geopfert worden, um die militärische und politische Macht Moskaus in Osteuropa wiederherzustellen. Die Hoffnung auf eine baldige Niederlage Russlands und den Zusammenbruch des Imperiums ist bei Aktivist:innen sowohl in der Ukraine selbst als auch in anderen Teilen der Welt rar geworden. Einerseits haben Putins wirtschaftliche und politische Verbündete die Kriegsmaschinerie des Kremls unterstützt und den Krieg am Laufen gehalten. Andererseits haben die wachsenden Forderungen nach einem Waffenstillstand von allen Seiten (auch aus linker Perspektive) nur den Druck auf die politischen Eliten erhöht, denen an einer Niederlage Russlands in der Ukraine gelegen ist, und damit die weitere militärische Unterstützung der Ukrainer:innen durch den Westen beim Widerstand gegen die Invasion untergraben.
In diesem Jahr haben wir deutlich gesehen, dass weder die westlichen Länder noch die liberale russische Opposition an einem Zusammenbruch des russischen Imperiums interessiert sind. Die mit einem solchen Szenario verbundenen Risiken überwiegen jede Möglichkeit, den Krieg zu beenden und sowohl die Russen:innen selbst als auch die Menschen in den von Russland besetzten Gebieten zu befreien. Offensichtlich bedarf es auch einer neuen revolutionären Bewegung innerhalb Russlands, die in der Lage ist, die politische Macht Moskaus zu brechen und die Ideen von Freiheit und Gleichheit in den Herzen der einfachen Bevölkerung neu zu entfachen.
Wir erwarten nicht, dass der Krieg in der Ukraine im Jahr 2024 beendet sein wird. Und selbst im Falle eines Waffenstillstands zwischen dem ukrainischen Staat und dem russischen Imperium wissen wir, dass der Krieg in der Region noch lange andauern wird. Die Maschinerie des imperialen Militarismus, die in Gang gesetzt wurde, wird in absehbarer Zeit nicht gestoppt werden können.
In dieser Atmosphäre halten wir es für unerlässlich, unsere Gefährt:innen in der Ukraine, die sich dem russischen Imperialismus mit Waffen oder durch freiwillige Arbeit widersetzen, weiterhin zu unterstützen. Wir rufen alle Anarchist:innen, die den Zusammenbruch der Imperien als wichtigen Faktor im revolutionären Kampf betrachten, dazu auf, sich an den Demonstrationen vom 24. Februar in ihrer Region zu beteiligen und als Gruppe ihre Solidarität nicht nur mit den Anarchist:innen, sondern mit all jenen zu bekunden, die zu den Waffen gegriffen haben, um für Freiheit und Gleichheit gegen die Kreml-Diktatur zu kämpfen. Solidarität nicht mit dem ukrainischen Staat, sondern mit der Bevölkerung der Ukraine, die in der Tat gezeigt hat, was Widerstand bedeutet. Und welche Flagge könnte diese Solidarität besser zum Ausdruck bringen als die schwarze Flagge?
Wir sehen uns auf den Straßen von Berlin, Warschau und anderen Städten!